Smartphone-News: Circa, Quartz, Evening Edition
Erschienen am 16.10.2012
Morgens vor der Arbeit im Bett, abends auf dem Weg nach Hause: Nachrichten werden zunehmend auch auf kleinen Displays gelesen, zu anderen Zeiten als bisher. Das sehr gehypte „Circa“ verpackt Nachrichten in kleine Häppchen, die auf die Größe von Smartphone-Displays zugeschnitten sind. Eine gute Idee? Vier Mobil-Angebote im Vergleich:
Circa ist eine App und muss erst heruntergeladen werden. Quartz, das Start-up von „The Atlantic“, richtet sich eigentlich an Tablet-Nutzer. Die mobile Website lädt dann auch langsam und sieht wenig attraktiv aus. Die von einer Designagentur herausgegeben „Evening Edition“ zeigt fünf kurze Artikel auf einer Seite untereinander an. „Zeit Online“ hat eine schlanke Mobilseite, die Startseite verweist direkt auf 4,5 Artikel.
Circa listet ein 19-köpfiges Team und fast eben so viele Investoren auf, Quartz 26 Mitarbeiter. Mit vergleichsweise wenig Aufwand schaffen die „Evening Edition“ und „Zeit Online“ hingegen für Pendler ähnlich praktische und komfortable Angebote. Jeweils ein freier Journalist schreibt die „Evening Edition“, für die Mobilseite hat „Zeit Online“ das Design der Desktopversion angepasst — vergleichsweise wenig Aufwand.
So sieht Circa aus: eine lange Übersicht, keine Ressorts. Im Gegensatz zu einer Website ermöglicht die App ein schnelles Interface. Artikel haben Points genannte Abschnitte, die aus Text, Fotos, Karten oder Zitaten bestehen können. Points oder ganze Artikel lassen sich auf Twitter und Facebook teilen, dann gibt es einen Link auf eine Website, auf der zum Beispiel Bilder fehlen und zur Installation der App aufgefordert wird. Ähnlich umständlich öffnet sich auch Rupert Murdochs iPad-Zeitung „The Daily“ nach außen. Wahnsinnig viel herumgereicht werden diese Links fast zwei Jahre nach Start und der ersten Sparrunde bisher eher nicht.
In der Circa-App können Artikel abonniert werden, kommen neue Points hinzu, gibt es eine Nachricht. Folgerichtig heißen die Artikel auch Storys, Geschichten. Die Quellen, von denen die Nachrichten abgeschrieben wurden, werden nicht direkt im Text verlinkt, sondern in einem kleinen Kasten unten drunter. Der ist standardmäßig ausgeblendet. Für Nutzer unfreundlich: Ein Artikel lässt sich nicht in einem Wisch durchscrollen, es bedarf immer eines zusätzlichen Anlaufs, um zum nächsten Point zu gelangen. Die Form der App bestimmt den Inhalt, aber das ist bei 20-Sekunden-Aufsagern im Fernsehen nichts anderes.
Circa fängt völlig neu an und kann viel ausprobieren. Dafür dürfte der App bisher das Vertrauen fehlen, das große Medienmarken nach wie vor genießen. Dass ausgerechnet die Websites der Start-ups Quartz und Circa auf einem Smartphone enttäuschen, ist dann doch eine Überraschung.