Standardsituationen der Netzkritik

Erschienen am 12.8.2014

facep

Erst gab es eine Beobachtung: Es gibt weniger Podcasts von Frauen. Dann gab es eine Auswertung: Wenn Frauen bei Sendungen mitwirken, dann sind Männer öfter in der Überzahl als umgekehrt. An 93 deutschsprachigen Podcasts, die von und mit 120 Frauen gemacht werden, sind 92 Männer beteiligt.

Es kam, wie es kommen musste. Der erste Kommentar zu dem Artikel, angesichts des Namens mutmaßlich von einem Mann geschrieben, fängt natürlich so an:

Warum das Geschlecht als Kriterium nehmen und nicht die Qualität?

Oder noch besser, als Antwort auf einen wirklich lesenswerten, selbstkritischen Beitrag in der „Hörsuppe“ von Christian Bednarek schreibt wiederum ein verständnisloser Mann:

Oh Gott, bitte lasst den Gender-Wahn aus der Podcasting Welt raus! Kann man den Dingen nicht einfach mal so laufen lassen? Mir ist es völlig egal welches Geschlecht da podcastet. Lasst die Frauen doch mal selbst entscheiden ob Sie da mitmachen wollen. Es wird hier garantiert keine Frau am Podcasten gehindert oder dabei benachteiligt. Sommerloch?!

Gender-Wahn! Wir erleben hier eine Standardsituation der Netzkritik: Die männerlastige Szene hat sich nichts vorzuwerfen, alles easy aus Perspektive der Mehrheit. Genau deshalb, damit nicht alles bleibt, wie es ist. Deshalb müssen solche Artikel sein.