Kevin Kelly: The Inevitable

Erschienen am 25.9.2016

Worum geht’s? Kevin Kelly, der Gründer der „Wired“, identifiziert zwölf „unausweichliche“ Trends und malt sich aus, wie die Welt in 30 Jahren aussehen und funktionieren wird.

  1. Becoming: Moving from fixed products to always upgrading services and subscriptions
  2. Cognifying: Making everything much smarter using cheap powerful AI that we get from the cloud
  3. Flowing: Depending on unstoppable streams in real-time for everything
  4. Screening: Turning all surfaces into screens
  5. Accessing: Shifting society from one where we own assets, to one where instead we will have access to services at all times.
  6. Sharing: Collaboration at mass-scale. “On my imaginary Sharing Meter Index we are still at 2 out of 10.”
  7. Filtering: Harnessing intense personalization in order to anticipate our desires
  8. Remixing: Unbundling existing products into their most primitive parts and then recombine in all possible ways
  9. Interacting: Immersing ourselves inside our computers to maximize their engagement
  10. Tracking: Employing total surveillance for the benefit of citizens and consumers
  11. Questioning: Promoting good questions are far more valuable than good answers
  12. Beginning: Constructing a planetary system connecting all humans and machines into a global matrix

Die globale Matrix bekommt von Kelly den Namen „holos“, aber das ist dann, ganz am Ende des Buchs, auch die einzige Neuschöpfung. Eine gute Nachricht für alle Leser, die sein leicht esoterische Vorgängerbuch „What Technology Wants“ anstrengend fanden.

Am interessantesten sind seine Ausführungen zu künstlicher Intelligenz. Lange Zeit war das für die meisten Menschen nicht mehr als ein Buzzword. Jetzt erkennen Google, Facebook und Apple auf Fotos immer besser menschliche Gesichter, selbst in düsteren Nachtaufnahmen von der Seite: künstliche Intelligenz ist hier, in kostenlosen Produkten für Millionen von Nutzern.

Wie und warum künstliche Intelligenz genau jetzt durchbricht, erklärt Kelly. 2014 hat er darüber bereits in der „Wired“ geschrieben und seine Ideen dazu 2015 in einem Vortrag auf der South by Southwest ausgeführt.

Bei allem Optimismus für die Zukunft glaubt Kelly, dass wir Menschen uns den von ihm identifizierten Trends nicht widersetzen können: „Massive copying is here to stay. Massive tracking and total surveillance is here to stay. Ownership is shifting away. Virtual reality is becoming real.“

Allenfalls kleine Kurskorrekturen sind noch möglich: „We are morphing so fast that our ability to invent new things outpaces the rate we can civilize them.“ Mit totaler Überwachung sollen wir uns abfinden. Um das Machtgefälle zwischen Bürgern und Datensammlern ein kleines bisschen abzuschwächen, sollen wir zurücküberwachen und Transparenz fordern.

Lohnt sich das? Ja! Mindestens für die Erklärung, was künstliche Intelligenz eigentlich ist, warum lange nicht viel davon zu sehen war und warum sich das genau jetzt schlagartig ändert:  The AI on the horizon looks more like Amazon Web Services—cheap, reliable, industrial-grade digital smartness running behind everything, and almost invisible except when it blinks off.“

Außerdem für die historische Perspektive auf das, was wir gerade miterleben: „This is the time when inhabitants of this planet first linked themselves together into one very large thing. Later the very large thing would become even larger, but you and I are alive at that moment when it first awoke.“

Vor allem aber, um die eigene Skepsis gegenüber technologischen Entwicklungen zu überprüfen: Was ist wirklich „unausweichlich“, warum kämpft wer gegen die Welt, die Kevin Kelly hier entwirft, und welche Antworten hat man selbst auf die totale Überwachung?

Buch 16 von 52.  Die kurze Zusammenfassung der Trends stammt aus der Wikipedia.