William Gibson: The Peripheral

Erschienen am 29.11.2016

Worum geht’s? Back to the Future! William Gibson, Urvater des Cyberpunks, schreibt nach der im Heute spielenden „Blue Ant“-Trilogie wieder Science Fiction.

Flynne übernimmt für ihren Bruder Burton einen Job: In einer virtuellen Realität Sicherheitsdienst spielen und Paparazzi-Drohnen ärgern. Dabei beobachtet sie einen Mord. Was sie noch nicht weiß: Die virtuelle Realität ist die Zukunft, 70 Jahre später. Von dort aus kann man sich über einen mysteriösen chinesischen Server in Vergangenheiten einklinken, die sich in dem Moment von dieser Zeitlinie abspalten. Die Leute aus der Zukunft wollen zusammen mit Flynne den Mord aufklären. Der Mörder wiederum will seine Spuren beseitigen und in beiden Zeiten aufräumen.

Worum geht’s wirklich? Um die Beschreibung der beiden Welten. Ohne große Einführung und Erklärung wird man als Leser in die Zukunft geworfen. Einmal ist das ein düsteres und korruptes Amerika, in dem die Menschen Angst vor „Homes“ haben, der mächtigen Bundesbehörde Homeland Security, bei Hefty Mart einkaufen, einer alles umgreifenden Walmart-Version, und ökonomisch abgehängt von Gelegenheitsjobs in virtuellen Realitäten leben. Oder von Drogengeschäften.

In der zweiten Zukunft leben nur noch 20 Prozent der Menschen, diverse Katastrophen haben den Rest dahingerafft, viele isoliert betrachtet kleinere Ereignisse, in der Summe aber furchtbar. Die Überlebenden nennen diese Zeit den „Jackpot“. Gleichzeitig gibt es medizinische und technische Fortschritte, vor allem Schwärme von Nanorobotern. Dafür totale Überwachung und, in London, mächtige Oligarchen-Clans.

Lohnt sich das? Schon. Die erste Hälfte von „The Peripheral“ ist dicht, spannend, kompliziert. Ständig werden neue Figuren eingeführt. Letztlich bleiben die meisten davon aber recht eindimensional, die Geschichte geht am Ende zu gut auf, viel zu platt. Was wiederum daran liegen könnte, dass es nicht wirklich um die Figuren und ihr Innenleben geht, auch nicht um große, tiefe Gedanken – sondern um die Beschreibung der Oberflächen. Die aber sitzt.

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