Ikea setzt auf Verdana
Erschienen am 27.8.2009
Ikea-Katalog 2010: Billige Bildschirmtype ersetzt Bauhaus-inspirierte Schriftart
Ikea hat für den neuen Katalog die Schriftart Futura durch Verdana ersetzt – damit zeigt das sympathische Familienunternehmen mit den billigen Fleischklößen sein hässliches Gesicht. Denn was könnte anderes hinter der Entscheidung für eine kostengünstige Allerweltsschrift stecken, als bloßes Kostenkalkül und eiskalte Business-Strategie? Schauen wir ein Jahr zurück: Der Ikea-Katalog ist in Futura gesetzt, dieser geometrischen, klaren Schriftart von Paul Renner, die sich an den Bauhaus-Stil anlehnt. Eine Schriftart, die ihren 80. Geburtstag schon gefeiert hat, die trotzdem modern wirkt, schnörkellos, ausgefeilt. Die zum Image von Ikea passt.
Und jetzt Verdana. Eine Schrift, die für Text auf Röhrenmonitoren entwickelt wurde, nicht für Papier. Die praktisch jeder auf seinem Computer vorfindet, die auf zig Websites verwendet wird (wo sie ja auch hingehört). Eine Katastrophe! Nicht nur für Typo-Nerds, die auf 30 Meter den Unterschied zwischen Arial und Helvetica erkennen können. Denn unterbewusst verbindet jeder mit dem Aussehen von Schriften bestimmte Bilder, Werte, Ideen. Zum Beispiel geben Professoren ihren Studenten bessere Noten, wenn die Schriftart der Hausarbeit nach Forschungsjournal aussieht.
Jetzt sieht Ikea also billig aus. Nur war Ikea das vorher auch schon – billig, und im besten Fall nicht ganz ohne Stil. Nun rückt der Konzern visuell in Richtung Resterampe, was in konjunkturschwachen Zeiten sicher keine schlechte Strategie ist. Nur ist es eben eine Strategie: Wir setzen eine günstig zu lizenzierende Schrift ein, das spart Geld. Wir geben uns ein noch billigeres Image, das lockt auch klamme Kunden. Kaufmännisch klasse, nur leider vollkommen unästhetisch und stillos.
Vorher: Die gewohnte Futura im Ikea-Katalog 2009 …
… und nachher: Ein Jahr später ist Verdana im Einsatz
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