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Wir wollen wieder eine nebenan-Konferenz machen

Erschienen am 14.4.2016

Offenbar hat unsere freundliche Internet-Konferenz vergangenes Jahr in Hamburg vielen Leuten so gut gefallen, dass sie sich eine Fortsetzung wünschen. Die schlechte Nachricht: Dieses Jahr wird es nichts. Aber auch uns hat die nebenan so viel Spaß gemacht, dass wir weitermachen wollen.

Anders als im vergangenen Jahr wollen wir uns für die Vorbereitung etwas mehr Zeit nehmen und die Arbeit auf mehreren Schultern verteilen. Die erste nebenan war ein Schnellschuss, eine Überraschung für uns, für die Speakerinnen und Speaker und für alle, die sich ganz spontan angemeldet haben (danke nochmal für die tolle Bereitschaft an alle, sich auf die nebenan einzulassen!).

Die zweite nebenan soll kein Schnellschuss werden, schließlich gibt es jetzt Erwartungen, die an die Konferenz geknüpft werden – vor allem unsere eigenen. In diesem Jahr fehlt uns die Zeit dafür. Wir wollen das Feedback auswerten, entscheiden, was wir anders oder wieder genauso machen, und tolle, überraschende Speakerinnen und Speaker aussuchen.

Wir hoffen jetzt natürlich sehr, dass Du auch 2017 Lust auf unsere kleine, freundliche Internetkonferenz in Hamburg hast. Wir sehen uns auf der nebenan+1!

Ulrike & Ole

P.S.: Wenn Du uns beim Organisieren helfen möchtest, die nebenan+1 mit Geld oder Technik unterstützen möchtest oder Lust auf eine Kooperation hast, melde Dich gerne schon jetzt bei uns!

Benjamin von Stuckrad-Barre: Panikherz

Erschienen am 16.3.2016

Worum geht’s? Drogen und Magersucht. Stuckrad-Barre erzählt, wie ihm sein Leben mehrfach entglitten ist.

Worum geht es wirklich? Udo Lindenberg, Bret Easton Ellis, Thomas Gottschalk, Harald Schmidt. Vor allem Udo Lindenberg, der hier ein Denkmal als großartiger Mensch und riesiger Popstar gesetzt bekommt.

Lohnt sich das? Das Buch ist wirklich sehr lang geraten. Wenn sich im Verlauf des Buchs Erzählungen doppeln, dann passt das wiederum zum Kreislauf aus Sucht, Entzug, Absturz, Sucht. Kaum ein Wort über Affären, das fällt auf. Ein Buch für Fans, die sich gefragt haben, was Stuckrad-Barre die letzten Jahre eigentlich gemacht hat.

Buch 7 von 52

Heinz Strunk: Der goldene Handschuh

Erschienen am 7.3.2016

Worum geht es? „Zum goldenen Handschuh“ heißt eine schlimme Absturz-Kneipe auf dem Kiez in Hamburg. Der Frauenmörder Fritz „Fiete“ Honka ging hier in den siebziger Jahren ein und aus, bis ihm der Prozess gemacht wurde. Heinz Strunk hat sich in die Geschichte von damals vertieft und daraus ein Buch gemacht. Seine Milieustudie heißt so wie die Kaschemme.

Worum geht es wirklich? Die Welt ist schlecht, und Menschen machen sie nur noch schlechter. In Strunks ersten  fünf Büchern geht es um ihn, da wird die ihm gegebene Hoffnungslosigkeit, der nagende Pessimismus doch noch gebrochen: schließlich lebt Strunk ja noch, the show must go on, liefern, liefern, liefern. Das ist diesmal anders. Die typischen, schonungslosen Beobachtungen, die Strunk-Sprache: sitzt alles. Aber es gibt nicht einmal die Möglichkeit eines Auswegs, nur Suff und Mord aus den niedrigsten Beweggründen. Dabei geht es nicht nur um Honka. Neben der eigentlichen Geschichte erzählt Strunk von einer Hamburger Reedersfamilie: auch hier alles kaputt, alles düster. Ob nun reich oder bettelarm: Es macht letztlich keinen Unterschied.

Lohnt sich das? Uff. Sagen wir mal so: Es ist das bisher klarste, technisch beste Strunk-Buch. Wahnsinnige Kälte. Größtmögliche Trostlosigkeit.

Buch 6 von 52

Michael Gibney: Sous Chef

Erschienen am 7.2.2016

Worum geht es? 24 Stunden in der Küche eines gehobenen Restaurants in New York. Ein Abend mit 300 Bestellungen. Michael Gibney beschreibt aus seiner Erfahrung einen typischen Abend und zeigt, was hinter den Kulissen passiert. Er beschreibt Arbeitsabläufe und wie die Menschen ticken, die in der Küche arbeiten. Scripted Reality würde man das im Fernsehen wohl nennen, ein bisschen wie Berlin Tag und Nacht. Es gibt diese Typen, diese Geschichten, aber nicht in dieser Ballung.

Worum geht es wirklich? Um den Flow, den Moment, in dem ein Team von Profis ohne viel nachzudenken komplexe Tätigkeiten schnell und sicher ausführt. Und wie schon bei Anthony Bourdain um den Korpsgeist in der Küche, den wahnsinnigen Stress und die Macho-Attitüden. „Sous Chef“ glorifiziert diese harte Küchenkultur.

Lohnt sich das? Die erste Hälfte über habe ich mich geärgert, weil alles zu gut konstruiert ist. Dann nimmt der Abend Fahrt auf und ich konnte „Sous Chef“ nicht mehr aus der Hand legen.

Buch 5 von 52

Tom McCarthy: Satin Island

Erschienen am 24.1.2016

Worum geht es? U. ist Anthropologe und arbeitet in London für The Company, eine Beraterfirma, die gerade einen wichtigen Pitch gewonnen hat. Ein gigantisches Projekt namens Koob-Sassen, das die Gesellschaft und unser aller Leben verändern wird, wenn auch weitgehend unbemerkt. U. verrät praktisch nichts über dieses Projekt, es ist ein McGuffin. Stattdessen erzählt er, oft abstrakt, von seiner Arbeit. Er hilft der Firma dabei, für die Kunden Narrative zu finden. Frühstücksflocken mit Sinn aufzuladen etwa. Außerdem soll er seinem Chef Peymann ein bahnbrechendes anthropologisches Werk verfassen, The Great Report, denkt dann aber lieber über die Klimaanlage in seinem Büro nach oder hört bei der Projektbesprechung mit der britischen Ministerpräsidentin nicht zu.

Worum geht es wirklich? Um den Kapitalismus und wie linke Geisteswissenschaften von ihm eingenommen werden.

Lohnt sich das? Schon. Es gibt schöne Szenen, etwa wie U. eine Ölkatastrophe umdeutet und die verursachenden Unternehmen von jeder Schuld freispricht. Die Gedankenspiele rund um Present-Tense Anthropology und die Exkurse zu Claude Lévi-Strauss sind ebenfalls interessant. U. geht so in seiner Rolle als Anthropologe auf, dass er nur beobachtet, nicht handelt. Am Ende steht er unschlüssig herum und weiß nicht, wohin. Das Gefühl hatte ich bei dem 176 Seiten kurzen Buch dann auch, was sicherlich Tom McCarthys Absicht war. Schade ist es trotzdem, weil so viel angerissen wurde, was er dann nicht weitererzählt und auslotet (es muss ja gar nicht alles zu Ende gebracht werden). Schade!

Buch 4 von 52

Jeff VanderMeer: The Southern Reach Trilogy

Erschienen am 22.1.2016

Worum geht es? Eine geheime Behörde – Southern Reach – soll eine Anomalie aufklären. Ein Stück Wildnis irgendwo an der Küste ist seit vielen Jahren von einer unsichtbaren Grenze umgeben. Früher gab es dort Bewohner, jetzt sind nur noch Ruinen und ein Leuchtturm übrig. Durch eine Art Portal können Expeditionen in das Naturparadies geschickt werden. Die enden aber regelmäßig in Katastrophen.

Worum geht es wirklich? Um Menschen und wie sie die Welt ordnen und verstehen wollen. „Weird Fiction“ nennt sich das Genre, das Jeff VanderMeer hier bedient. Nicht ganz Science Fiction, nicht ganz Fantasy, sondern dichter dran an der Wirklichkeit.

Lohnt sich das? Absolut. Allein schon wegen der Naturbeschreibungen. Der erste Teil ist spannend, der zweite Teil erinnert bisweilen an „The Office“ oder Stromberg, der dritte Teil bringt Horror, einiges an Auflösung und eine düstere, bittere, bedrückend Erkenntnis.

Bücher 1,2,3 von 52

Klicks #46: Money and power

Erschienen am 17.9.2015

Das hier ist die neue Ausgabe meines Newsletters Klicks. Es gibt ihn auch kostenlos per E-Mail.

1. Content wars

Welcome to hell: Apple vs. Google vs. Facebook and the slow death of the web
Nilay Patel, The Verge
„You might think the conversation about ad blocking is about the user experience of news, but what we’re really talking about is money and power in Silicon Valley.“

A new conversation
Anil Dash auf Twitter
„Okay, ad blocking advocates and users (I am one, sometimes!), we’re going to have a new conversation. You ready?“

Welcome to the Block Party. The internet after ad blocking
Casey Johnston, The Awl
Das bittere Fazit: AdBlocker spielen vor allem Google, Apple und Facebook in die Hände, kleine Publisher trifft es richtig hart. Und nein, daran sind die Publisher nicht selbst schuld.

2. Nerds

I created a fake business and bought it an amazing online reputation
Kashmir Hill, Fusion
„The Internet had breathed life into this fake business and people wanted to hire it.“

Deep Style: Inferring the Unknown to Predict the Future of Fashion
MultiThreaded, TJ Torres
Einem Computer wird hier beigebracht, in Bildern nicht nur Muster, sondern einen Stil zu erkennen. „What if we simulated how our brains process unstructured data?“

Even the LastPass will be stolen. Deal with it!
Alberto Garcia und Martin Vigo, BlackHat
Ankündigung eines Talks, immer mit Vorsicht zu genießen. Aber hier geht es offenbar zur Sache, wenn die Angreifer an den Computer ihrer Zielperson rankommen: „We wrote a Metasploit module that takes care of all of this.“

3. Medien

Facebook Tries to Lure Journalists Away From Twitter
Julia Greenberg, Wired
„Signal offers a dashboard where journalists can follow trending and emerging topics, track chatter around public figures on a leaderboard, and search to find public conversations, photos, or videos.“ Solche Tools kosten von Drittanbietern gerne mehrere Tausend Dollar im Monat.

Woher weiß Google, wann meine Katze stirbt?
Konrad Lischka fragt Google, wie alt eine Katze wird. „Die Nutzer haben ein enormes Vertrauen, dass Google die relevantesten Treffern oben in dieser Liste anzeigt. Und nun steht über dieser Liste die Aussage: 15 Jahre. Ohne Quelle.“

Blende-Deutschlandchef Simon Kozlik mag keine Paywalls
Anna Wilke, DigHeades
Der 28-Jährige leitet in Berlin den Artikel-Bezahldienst Blendle und hat im Internet vorher kein Geld für Medien oder Journalismus ausgegeben.

4. More fun

The Art of PNG Glitch
UCNV
„I will show the difference of the effect that each filter has later on, but when we look close into the results, we will understand which filter is causing which part of the beauty of PNG glitches (yes, they are beautiful) to occur.“

The Biggest Facebook Video Publishers Of August 2015
Liam Corcoran, The Whip
„A year or two from now, we think Facebook will be mostly video.’ Those words aren’t from a video evangelist, or a social media trends commentator. They came from Facebook’s head of ad product, Ted Zagat.“

47 Million Lamborghinis Here In The Hollywood Hills
Craig has Dysentery, YouTube
Digg: „In the long ago time of April of this year, YouTuber Craig Has Dysentery made this tremendous edit of Tai Lopez’s How I Went From Broke To Buying A Lamborghini, and we want to make sure it’s solidified as a modern classic.“

Klicks #45: Attribute blame

Erschienen am 12.9.2015

Netzwelt

Fixing Twitter
Dustin Curtis
„Twitter has turned into a place where famous people and news organizations broadcast text. That’s it. Nothing great is Built On Twitter, even though it should be the most powerful realtime communications platform on Earth.“

What Ever Happened to Google Books?
Tim Wu, The New Yorker
Der Drive ist weg. „There are plenty of ways to attribute blame in this situation.“

Earth on Wires
Simon Ducroquet und Julian Reyes, Fusion
Nicht besonders detailreich, aber ein schöner Überblick mit tollen Grafiken.

Medien

Bento soll Newsportal für die Generation Hashtag werden
Roland Pimpl, Horizont
„Im Erdgeschoss-Großraumbüro des Spiegel-Glitzerpalastes in Hamburg laufen sich gerade 13 junge Leute warm für das wohl größte Neustart-Projekt des Verlags seit langem.“

Die Ethik des (Nicht-)Teilens
tante
Video und Blogeintrag zum Vortrag auf der nebenan.hamburg. Die Konferenz war bereits im Juni, das Thema ist aktueller denn je.

Liebe Krautreporter-Mitglieder
Felix Schwenzel, wirres.net
Was haben die Unterstützer der Krautreporter eigentlich finanziert? Exklusiven Zugang zu Artikeln — oder exklusive Artikel für alle frei zugänglich? Die Redaktion zieht jedenfalls die Paywall hoch.

Nerdkram

You Suck at Excel
Joel Spolsky, YouTube
Kommentar: „I just watched 40 minutes of this goddamn video before I realized I was watching an Excel tutorial. Can’t tell if it’s just a really great tutorial or if I need to find a better use of my time.“ Es ist großartig!

Amazon Web Services in Plain English
ExpeditedSSL
„Hey, have you heard of the new AWS services: ContainerCache, ElastiCast and QR72? Of course not, I just made those up. But with 50 plus opaquely named services, we decided that enough was enough and that some plain english descriptions were needed.“

Why Security Experts Are Using an Ancient Email Format in 2015
J.M. Porup
„A quarter of a century ago, checking your email meant logging onto a mainframe and using a command-line email program like elm or pine. Today, many security experts continue to use and recommend mutt, elm’s bastard love child.“